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Adresse Alt Seulberg 46, 61381 Friedrichsdorf
Bundesland:Hessen
Titel:Heimatmuseum Seulberg Friedrichsdorf
Rubrik/Rubriken:
  • Ausstellung
Leistungsmerkmale:
  • Führung
  • Tastobjekt
Informationen: Handwerk und Dorfleben von einst zum Begreifen:
»Morgenstund hat Gold im Mund und die Dippe leihe im Luhground!« Diesen Spruch zitieren Seulberger oft, wenn etwas entzwei geht. Bei Dunkelheit schickte die Mutter ihren Sohn, einen Langschläfer, los, um in Frankfurt Tonwaren zu verkaufen. Doch im Morgengrauen stolperte der Junge, und die Töpfe lagen in Scherben. Rötlichbraun oder fast schwarz waren die Milchtöpfe, Wasserkrüge, Ofenkacheln, Bauornamente und Pfeifen, die aus dem örtlichen Ton von den 27 ansässigen Meistern gemeinsam in einem Ofen gebrannt wurden. Etwa 1200 Töpfe fasste der »Aulofen« in dem 1847 der letzte Töpfer, der Aulner, das Feuer schürte. Dabei brannten hier bereits die Römer Tonwaren. Mit den Römern tritt erstmals Licht in das Dunkel der Seulberger Geschichte. Grabungen bargen Fragmente einer villa rustica, der Hunburg, die nun anschaulich im Heimatmuseum Seulberg neben einem Modell des Landguts gezeigt werden.
Erstmals urkundlich erwähnt wurde der Ort als Suleburc im Lorscher Codex 767. Seither entwickelte sich das Dorf zum reichsten der Landgrafschaft Hessen-Homburg. Kein Wunder also, dass sogar ein Schatz, kleine mittelalterliche Silbermünzen, gefunden wurde. Vergraben war er einst außerhalb der Befestigung, denn den Ort sicherten neben einer dichten Dornenhecke zwei Tore. In einem davon war neben der Schmiede eine Wohnung untergebracht, in der eine jüdische Familie lebte. Sogar eine Synagoge war vorhanden. Juden waren auch häufig Opfer während der Plünderungen im 30-Jährigen Krieg (1618-48), der allerdings ihre christlichen Nachbarn ebenso heftig mit Folterungen und Raub traf. Wenige Jahre später war das Dorf als Hexennest verschrien. Mehr als dreißig Frauen, Männer und sogar Kinder fielen der grausamen Hexenjagd zum Opfer.
Noch lange nach Ende des Krieges zogen marodierende Soldaten durch den Taunus. Sie organisierten sich in Banden, die von Raubzügen lebten und sich in den dichten Wäldern des Taunus zurückzogen. Sicher sind Schinderhannes und Heiden-Ernst hier die berühmtesten Namen. Eindrucksvoll schildert das von Dagmar Scherf geschriebene Hörspiel dieses grausame Kapitel – abzuhören an einer Audiostation im Museum.
Der heimische Wald bot ebenso den braven Seulbergern eine wichtige Einnahmequelle. Gefragt war nicht nur das Holz als Brennmaterial oder Werkstoff für die ausgestellte Schreinerei. »Lohklopper« schälten mühsam die Rinde von den Eichen und lieferten sie in Bündeln an die Friedrichsdorfer Gerber. Wie aus Leder Schuhe entstehen, zeigt die neu gestaltete, voll eingerichtete Schusterwerkstatt. In der illustren Frisierstube nebenan fehlt nur der Wasseranschluss. Man meint das Schaben des Rasiermessers zu hören und riecht geradezu die glühende Brennschere an versengtem Haar. Frisch onduliert steht man dann vor einem Hochzeitskleid; dass die Braut einst in Schwarz vor den Altar trat, verwundert heute oft. Mit der Liebe zum Detail eingerichtet sind aber nicht nur die behagliche Küche, in der sogar eine Kochkiste an die mageren Nachkriegszeiten erinnert, und die heimelige Bauernstube mit dem 1 1/2 Schläfer. Über dem Wurstkessel der Metzgerei hängen duftende Würste und in der Backstube liegt ein knuspriger Leib Brot auf dem Schieber. Bäckermeister Feuer und seine Frau, beide Analphabeten, unterzeichneten 1800 den gezeigten Übernahmevertrag mit XXX. Dies, obwohl das heutige Museumsgebäude 1779 als Schul- und Rathaus diente. Abgegriffene Schiefertafeln und Griffelkästen liegen auf dem Pult der inszenierten Schulstube. Nicht nur Sütterlinschrift und Lehrmaterial wirken auf heutige Schulklassen fremd.
Wie beschwerlich die Feldarbeit war, zeigt die Landwirtschaftsabteilung, in der Dippemaschine und Pflug in echter Seulberger Erde stecken. Milch, Obst und Gemüse wurden zumeist in Homburg verkauft, ausgeliefert im kleinen schweren Wagen, vor dem eine Ziege oder ein Hund eingespannt war. Mehr aus dem Leben eines ländlich geprägten Dorfes erfahren Sie per Knopfdruck von einer in Selwiger Dialekt besprochenen CD - aber keine Angst, die hochdeutsche Übersetzung hängt gleich daneben. Entspannung bietet nach dem Rundgang durch das Heimatmuseum die heimelige Gaststätten-Abteilung. Am Wirtstisch kann sich der Besucher ausruhen - bei der offiziellen Museumsführung von Herrn Walke werden hier sogar Apfelwein und Brezeln serviert.
Öffnungszeiten: Mittwoch und Donnerstag 9 bis 12 Uhr, Sonntag 14 bis 17 Uhr
Eintritt frei.
An Feiertagen bleibt das Museum geschlossen.
Wenn Sie mit einer Gruppe blinder und sehbehinderter Menschen das Heimatmuseum Seulberg besuchen möchten, nehmen Sie bitte vorher mit uns Kontakt auf. Gerne stellen wir Ihnen ein maßgeschneidertes Programm zusammen. Ein gemütliches Beisammensein in der heimeligen Museumsklause bei Kaffee und Kuchen rundet den Besuch auf Wunsch ab.
Eine Führung dauert ca. eine Stunde und ist bis zu einer Gruppengröße von 15 Personen möglich. Es wird pro Führung ein Kostenbeitrag von 30 Euro erhoben.
Kontakt:Anmeldung für Führungen:
Tel.: 06007 918628 oder 01672 7008
E-Mail: mailto:erika.dittrich@friedrichsdorf.de
Besucheradresse:
Heimatmuseum Seulberg
Alt Seulberg 46
61381 Friedrichsdorf
Tel.: 06172 7008
Internet: http://www.heimatmuseum-seulberg.de
Quelle:Anbieter-Auskunft
aktualisiert am: 11.05.2015 08:59
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